Das Bauhaus in Dessau
Im Jahre 1919 wurde das Bauhaus von Walter Gropius als Architekturschule in Weimar gegründet. In einer neuen Form sollten hier Architektur, Kunst und Design zusammen geführt und gelehrt werden. Die Schule zog im Laufe der Zeit von Weimar nach Dessau und an weitere Orte um. Viele bekannte Kreative der damaligen Zeit fanden ihren Weg zum Bauhaus. Neben Walter Gropius waren Oskar Schlemmer, Paul Klee, Wassily, Anni und Josef Albers und viele andere für mehrere Jahre im Bauhaus aktiv. Neben dem Unterricht selbst, entstanden an verschiedenen Orten viele Beispiele der neuen Architektur. Zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum in diesem Jahr lädt die Stadt Dessau mit zahlreichen Attraktionen ein.
Reise in die Bauhaus-Stadt Dessau
In einer knappen Stunde kam ich mit Nahverkehrszug von Leipzig nach Dessau. Vom Hauptbahnhof liegt der Bauhaus-Campus nur wenige Fußminuten entfernt. Genau wie die ehemaligen Bauhaus-Schüler, können heute die Besucher im Gästehaus wohnen. Ein Zimmer im Originaldesign der Bauhausstudenten – das ist doch eine würdige Form sich in mit der Geschichte dieser Zeit zu beschäftigen! Wie Anfang des 20. Jahrhundert wohnen die Gäste in einem Gang mit Gemeinschaftsküche, -dusche und -Toilette. Das Gästehaus mit seinen kleinen Balkonen ist weithin sichtbar.
Die Bauhaus-Buslinie zu den Meisterhäusern
Mit der Bauhaus-Buslinie 11 kommt der Besucher mit einem Tagesticket problemlos zu allen Wirkungsstätten der Bauhäusler in der Stadt Dessau. Die Dozenten wohnten in den nahe zur Schule gelegenen „Meisterhäusern“. Hier wurden viele Elemente der Bauhaus-Idee, wie die Einfachheit und Klarheit in Form und Design, direkt umgesetzt. Die nächste Station ist das am Elbufer gelegene Gasthaus „Kornhaus“. Der Architekt Carl Fieger errichtete 1929 dieses Ausflugslokal. Es begrüßt bis heute die Spaziergänger an der Elbe. Viel Licht und Sonne gelangen über die großen Glasfronten in die Besucherterrassen des Gebäudes.
Bauhaus hilft bei Wohnungsnot
Im Stadtteil Dessau-Törten experimentierten die Bauhausarchitekten Ende der 1920-er Jahre mit neuen Wohnungskonzepten. Dabei hatten sie die Kosten des Bauens im Blick. Mithilfe einer industriellen Serienfertigung wollten sie erschwinglichen Wohnraum für viele Menschen schaffen. So entstanden in mehreren Bauabschnitten mehrere Reihenhaussiedlungen. Ebenfalls errichtete man Mehrfamilienhäuser (die sogenannten „Laubenganghäuser“) und das „Stahlhaus“. Neben Materialien und Bauformen war überdies auch das gesellschaftliche Zusammenleben im Stadtteil ein wichtiger Aspekt: Die Reihenhausgrundstücke boten hierzu Raum für Anbau von Ost und Gemüse. Zudem gab es integrierte Ställe für Tierhaltung. Das nahegelegene „Konsumgebäude“ beherbergte außerdem wichtige Geschäfte des täglichen Bedarfs für die Bewohner des Stadtteils (Bäckerei, Metzgerei, usw.).
Optimierte Arbeitsabläufe im historischen Arbeitsamt
Auf dem Weg zurück zum Bauhausgebäude hält der Bus dann am alten historischen Arbeitsamt. Das Gebäude ist als Halbrund errichtet. Es fällt von Außen durch seine flache Glasdachkonstruktion auf. In Innern sind die Büros im Kreis um einen mittleren, freien Gebäudekern aneinandergereiht. Mehrere Ein- und Ausgänge und Wartebereiche halfen dem Amt ab 1929 eine Massenabfertigung der Antragssteller zu gewährleisten.
Lernen am Bauhaus in Dessau
Mitten in der Stadt liegt das neue Bauhaus-Museum. Es ist ein weithin sichtbarer Glasbau. Das Museum wird im Moment noch fertig erbaut. Der Eröffnungstermin liegt im September. Angeboten werden soll dort ein vielfältiger Einblick in die Arbeit, Philosophie und Utopie der Hochschule in Dessau. Der Bus bringt den Besucher dann anschließend zurück zum Bauhaus-Hochschulgebäude. Ein Rundgang durch die weitläufigen Seminarräume zeigt die großzügige, lichtdurchflutete Arbeitsumgebung der Studenten. Im Keller kann man einen Blick in den Gymnastik- und Tanzraum der Hochschule werfen. Dabei kann man sich leicht in die Idee des Bauhauses hineinversetzen lassen. Der Ansatz vom Zusammenführen von Architektur, Design, Kunst und Tanz wird hautnah erlebbar.
Ein Tag am Bauhaus in Dessau
Mit dieser Rundtour durch Dessau erhält man somit einen tiefen Einblick in die Denkweise der damaligen Architekten, Künstler und Designer. Als Krönung genieße ich dann noch eine Mahlzeit in den Räumen der Bauhaus-Mensa und schließlich einen Kaffee im Bistro. Vor dem Bauhausgebäude sitzen am Nachmittag Menschen aus vielen Ländern der Welt diskutierend in der Sonne. Für mich fühlt es sich einen Augenblick lang fast ein bisschen so an, wie es auch für die Architekturstudenten 1925 an der Hochschule gewesen sein muss. Wie ein echter Bauhäusler eben!
[Hinweis: Zum Fotografieren am Bauhaus in Dessau war eine individuell zu erwerbende Fotogenehmigung erforderlich.]
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